0

Zeitdiagnose

Kolleg Praktische Philosophie 3 - Reclams Universal-Bibliothek 18585

Erschienen am 05.11.2008
Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783150185858
Sprache: Deutsch
Umfang: 275 S.
Format (T/L/B): 1.4 x 15 x 9.8 cm
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Praktische Philosophie geht uns alle an, sei es in politischen und rechtlichen Zusammenhängen, sei es in sozialen und kulturellen Kontexten. Drängende Fragen der Gegenwart wie etwa die Globalisierung der Märkte, Rechte, Menschenwürde, Krieg und Frieden, die Rolle der Medien, ökologische Grenzen oder neue Möglichkeiten der Medizin werden in der vierbändigen Reihe eingehend untersucht. Der erste Band der Reihe bezog sich auf die Anwendung naturwissenschaftlicher Erkenntnisse auf Gebiete der Ethik und Kultur, der zweite Band stellte klassische ethische Theorien vor. Im dritten Band 'Zeitdiagnose' geht es um Körperkult und Popkultur, um allgemeine Tendenzen der Ästhetisierung, um Lebenskunst sowie allgemein um die Frage nach Zukunft oder Ende der Moderne.

Leseprobe

Zu dieser Reihe Von Franz Josef Wetz und Volker Steenblock 'Was ist Praktische Philosophie? ' Antworten zu finden auf die Frage, wie wir leben und handeln sollen, sind Gegenstand und Aufgabe der "Praktischen Philosophie". Dieser Oberbegriff umfasst vor allem die Ethik, aber auch 'Politische Philosophie, Sozial' und 'Rechtsphilosophie' sowie in einem weiteren Sinne 'Geschichts' und 'Kulturphilosophie'. 'Warum Praktische Philosophie in der Gegenwart?' Alle Praktische Philosophie reagiert auf Herausforderungen ihrer Zeit. Gerade gegenwärtig ist in den Gesellschaften des Westens ebenso wie in anderen Ländern eine 'Umbruchsituation' festzustellen, wie es sie vielleicht noch nie gab. Wichtige Problemfelder - Menschenrechte, Kriege, Zusammenstöße einander fremder Glaubens und Lebensformen, Globalisierung der Märkte, Allpräsenz der Medien in der "Informations" und "Wissensgesellschaft", ökologische Grenzen der Menschheitsexistenz, neue Möglichkeiten der Gen, Neuro und Medizintechnik, aber auch die Debatten um eine Naturalisierung des Geistes, der Ethik und der Kultur in den Wissenschaften und in der Philosophie - werfen Fragen von nie gekannter Tragweite auf. Zusätzlich geraten viele Bereiche unserer Lebenswelt neu in den Fokus des Interesses wie etwa die allgemeine Ästhetisierung des Alltags in der Konsumgesellschaft oder Pop, Drogen, Sport und Sex - die Events der Jungen und Alten mit ihrer ruhelosen Suche nach immer neuen Reizen, körperlichen "Kicks" und "Thrills". Auch unser Körper spielt in der Gegenwartskultur eine immer größere Rolle: Gesundheitswahn, Leibeskult, Sportversessenheit, Abenteuerlust und Sexsucht zeigen diesen Boom als neue Formen von Sinngebungsversuchen. In solchen Umbruchzeiten scheint die Orientierungskraft institutionalisierter Sittensysteme in Zweifel gezogen zu sein. Entsprechend verschärft sich der Handlungsdruck und Orientierungsbedarf. Es stellt sich damit die Kant'sche Frage: "Was sollen wir tun?" auf ganz neue Weise; damit zusammenhängend zeigt sich eine stärkere Nachfrage nach philosophischer Reflexion über Werte und Normen. Die Beiträge der vier Bände leuchten deshalb das gesamte alltagskulturelle Spektrum unter dem Aspekt nötiger Sinn und Wertorientierung neu aus. Dabei kommen die Abhandlungen nicht allein aus den Tiefen der Theorie, sondern fußen auch in der Fülle der Anschauung. Sie wollen einen durchaus nachhaltigen Überblick über zahlreiche Kulturfelder bieten, Felder, von denen aus Bezüge zur Praktischen Philosophie deshalb herzustellen sind, eben weil sie ethische Fragen aufwerfen. Das Kolleg bezieht sich demnach nicht nur auf die Breite kultureller Gegenwartsphänomene, sondern umgekehrt gilt auch: Die Praktische Philosophie wird betrachtet in 'kulturellen Kontexten', vor allem vor dem Hintergrund säkularisierter Gesellschaften, gestalten sich doch die Diskussionsbedingungen zur Ethik gerade in unserer zersplitterten, heterogenen Gegenwart hochkomplex und schwierig. 'Warum der besondere Blick auf kulturelle Kontexte?' Die Formen und Regelungen des Zusammenlebens, die zunächst vor allem aus verschiedenen religiösen Wurzeln entstanden sind, bilden eine fundamentale Kulturleistung des Menschen. In traditionsgeprägten Gesellschaften bestimmen Normen und Institutionen das Handeln, die weitgehend unhinterfragt Geltung haben. Darüber hinaus wurden einst Lebensdeutung und Lebensorientierung eng miteinander verbunden. Die abendländische Philosophie, die von Platon bis Nietzsche verbindliche Vorstellungen vom allgemeinen Wesen des Menschen entwickelte, verknüpfte stets Aussagen über die allgemeine Wesensnatur des Menschen mit seinem Wesen entsprechenden Aussagen zur Lebensaufgabe und Lebensführung. Daran ließ sich das Verhalten des Einzelnen als der Natur gemäß oder als dieser Natur gegenüber wesenswidrig bestimmen. In der Moderne haben sich diese Zusammenhänge nach und nach aufgelöst: Die vorherrschenden Menschenbilder unserer Zeit scheinen sich immer stärker naturalistisch oder liberalisti

Inhalt

Zu dieser Reihe Von Franz Josef Wetz und Volker Steenblock Einleitung zu Band 3: Zeitdiagnose - Über die provozierende mediale Gleichzeitigkeit des Ungleichartigen im 21. Jahrhundert Von Volker Steenblock 1. Globalisierung, Individualisierung und das Projekt der Moderne 2. Die provozierende mediale Gleichzeitigkeit des Ungleichartigen im 21. Jahrhundert 3. Für eine philosophische Reflexion (in) der Gegenwartskultur 4. Literaturhinweise I. Globalisierung, Individualisierung und das Projekt der Moderne Globalisierungsgestaltung als Schicksalsfrage: eine systemische Analyse vor einem weltethischen Hintergrund Von Franz Josef Radermacher 1. Einleitung 2. Weltweite Problemlagen 3. Die Entgrenzung des Finanzsektors - das Problem hinter den Problemen 4. Welche Zukünfte sind möglich? 5. Was macht ein Land reich? 6. Aktuelle Probleme europäischer Politik: die Bedeutung eines situativen Vorgehens (Doppelstrategie) 7. Die Global Marshall Plan Initiative - ein tragfähiges Programm für einen neuen Anfang auf weltpolitischer Ebene 8. Literaturhinweise Individualisierung Von Matthias Junge 1. Einstieg 2. Der soziologische Diskurs über Individualisierung 3. Licht und Schatten der Individualisierung 4. Fazit: Ambivalente Individualisierung als Herausforderung 5. Weitere Hinweise 6. Literaturhinweise Zukunft oder Ende der Moderne? Von Johannes Rohbeck 1. Projekt der Moderne 2. Zweite Moderne 3. Postmoderne und Posthistoire 4. Radikalisierung der Moderne 5. Paradoxien der Globalisierung 6. Ende der Industrie- und Arbeitsgesellschaft? 7. Historisierung des Kapitalismus 8. Selbstreflexion der poietischen Vernunft 9. Angemessenheit als Kategorie der praktischen Philosophie 10. Literaturhinweise II. Ästhetisierung, Körperkult, Popkultur und Lebenskunst: Beiträge zu einer philosophischen Reflexion der Alltags- und Gegenwartskultur avancierter Gesellschaften Ästhetisierung Von Dieter Thomä 1. Einleitung 2. Das Phänomen des Ästhetischen 3. Grenzüberschreitungen des Ästhetischen 4. Bestandsaufnahme 5. Literaturhinweise Abenteuer des Körpers. Über Sport, Drogen und Sex Von Franz Josef Wetz 1. Einführung 2. Neuentdeckung des Körpers 3. Körperzentrierte Sinnsuche 4. Steigerungsmittel zur körperzentrierten Lebensgestaltung 5. Biophilosophie der Körperkultur 6. Selbstgefährdungen eines risikofreudigen Lebewesens 7. Literaturhinweise Popkultur und Kulturkritik Von Volker Steenblock 1. Popkultur 2. Kulturkritik 3. Gibt es emanzipatorische Elemente in der Populärkultur? 4. Literaturhinweise Über den Versuch zur Neubegründung einer Philosophie der Lebenskunst Von Wilhelm Schmid 1. Vorbemerkung 2. Rückbesinnung auf die Geschichte der Philosophie 3. Existenzielle Essayistik und erneuerte Moralistik 4. Der existenzielle Grund und die grundlegenden Aspekte der Lebenskunst 5. Grundlegender Aspekt der Machtstrukturen, Politik der Lebenskunst 6. Annahme bzw. Affirmation des Individuums, Sorge um die Gesellschaft 7. Grundlegender Ansatzpunkt: Das Eigeninteresse des Individuums 8. Die Frage der Werte 9. Grundzüge einer ökologischen Lebenskunst 10. Veränderte Rahmenbedingungen der Lebenskunst: Andere Moderne 11. Das Ziel der Lebenskunst 12. Literaturhinweise Zu den Herausgebern und Autoren